Pflegeheime: Weiter unter Druck
Die wirtschaftliche Lage deutscher Pflegeheime hat sich seit dem Jahr 2016 stetig verschlechtert. Der Grund dafür ist der zunehmende Kostendruck der Heime.
Die Nachfrage nach Pflegeleistungen wächst und wächst. Dazu trägt insbesondere der demografische Wandel bei, aber auch die Ausweitung des Kreises der Leistungsempfänger durch die Aufnahme geistiger und kognitiver Einschränkungen in den Pflegebedürftigkeitsbegriff. Gleichzeitig stellen der Fachkräftemangel und die Finanzierung von Pflegeleistungen große Herausforderungen für die Pflegebranche und die Gesellschaft dar. Im Jahr 2019 lagen rund 20 Prozent im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr und 38 Prozent im „grünen Bereich“ mit geringer Insolvenzgefahr. Auch die Ertragslage hat sich verschlechtert: Schrieben 2016 nur rund 10 Prozent der Pflegeheime einen Jahresverlust, so waren es im Jahr 2019 bereits 26,5 Prozent.
Der Pflegemarkt ist jedoch gegenüber anderen Teilbereichen des Gesundheitsmarkts am stärksten gewachsen. Von den 9,8 Prozent im Jahr 1997 ist sein Anteil am gesamten Gesundheitsmarkt bis 2019 auf 14,7 Prozent gestiegen. Damit liegt die Bedeutung der Pflege aktuell an zweiter Stelle hinter den Krankenhäusern.
Gestiegen ist auch der Anteil der ambulant versorgten Pflegebedürftigen. Die 20,6 Prozent im Jahr 1997 haben sich bis 2019 auf 25,4 Prozent erhöht. Die Ambulantisierung scheint ein längerfristiger Trend zu sein und wird durch die Pandemie und Aufnahmestopps bei Heimen vermutlich beschleunigt.
Der Trend zur Privatisierung hält auch weiter an. Heime in privater Trägerschaft arbeiten insbesondere in Westdeutschland kostengünstiger als öffentlich-rechtliche oder freigemeinnützige Heime. Inklusive des Investitionskostenteils lagen ihre Preise 7 Prozent unter dem westdeutschen Durchschnitt. In Ostdeutschland ist dieser Unterschied weniger ausgeprägt.
Die Personalknappheit im Pflegebereich und der Mangel an Pflegefachkräften herrschen nach wie vor und stellen große Herausforderungen dar.
Quelle: Pflegeheim Rating Report 2022