Arbeit

Viele Kliniken stecken in der Zeitarbeitsfalle

Immer weniger junge Menschen wollen sich zur Pflegekraft ausbilden lassen, da die Arbeitszeiten und die schlechte Bezahlung abschrecken. Gleichzeitig sorgt der demografische Wandel in Deutschland allerdings für immer mehr alte und kranke Menschen. Der aus diesen beiden Punkten resultierende Pflegemangel sorgt für große Probleme, denn viele Kliniken und Pflegeeinrichtungen haben derzeit Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden.

von Michael Schiffmann, Gründer und Mitglied der Geschäftsleitung des Personaldienstleistungsunternehmens KOMEDIS GmbH

Um diesen Fachkräftemangel zu überbrücken, kommt insbesondere Zeitarbeit häufig zum Einsatz. Doch während Zeitarbeit für viele Pflegekräfte eine attraktive Alternative zur klassischen Anstellung in der Pflege darstellt, befinden sich einige Kliniken und Pflegeeinrichtungen regelrecht in der Zeitarbeitsfalle.

Attraktive Alternative

Es verwundert kaum, dass viele Pflegekräfte aktuell in ein Zeitarbeitsverhältnis wechseln: Aufgrund besserer Arbeitsbedingungen in diesem Anstellungsverhältnis zeigen sie oftmals kein Interesse mehr an einer direkten Anstellung in einer Einrichtung. Dabei spielt nicht nur die höhere Bezahlung eine wichtige Rolle, auch verlässliche Dienstpläne sorgen beispielsweise dafür, dass sich Leben und Beruf der Pflegekräfte besser miteinander vereinen lassen.

Viele Kliniken und Pflegeheime sind ebenfalls auf die Zeitarbeit angewiesen: Ohne sie würde das deutsche Pflegesystem kollabieren, denn aufgrund des Fachkräftemangels können Einrichtungen die täglichen Belastungen häufig nicht allein mit ihrem Stammpersonal stemmen. Zeitarbeiter werden demnach dringend benötigt, um die Versorgungsqualität weiterhin sicherzustellen. Doch was als Übergangslösung für schwierige Phasen gedacht war, hat sich in einigen Kliniken und Pflegeeinrichtungen längst als Dauerlösung etabliert.

Derzeit steuert die Branche auf ein regelrechtes Zeitarbeitsproblem zu. Manche Kliniken decken ihren Bedarf an Pflegepersonal inzwischen zu 50 Prozent mit ständig wechselnden Arbeitskräften. Diese bleiben allerdings nur für wenige Wochen oder Monate und müssen dementsprechend immer wieder neu in stationsinterne Abläufe eingearbeitet werden. Durch die hohe Fluktuation leidet oftmals das Arbeitsklima: Fest angestellte Mitarbeiter sind von den ständig wechselnden Kollegen und dem daraus entstehenden Mehraufwand frustriert und schauen sich ebenfalls nach besser bezahlten Alternativen um – ein Teufelskreis entsteht.

Dem Teufelskreis entrinnen

Kliniken und Pflegeeinrichtungen sollten deshalb auch selbst daran arbeiten, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben und Personal langfristig an sich zu binden. Dabei gilt es, Anreize für Festanstellungen zu schaffen – zum Beispiel in Form von besserer Bezahlung, flexibleren und selbstbestimmten Arbeitszeiten oder anderen Schichtsystemen.

Letzten Endes ist hier natürlich auch die Politik gefragt, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Allerdings lassen politische Lösungen aktuell noch auf sich warten. Dabei wären gerade jetzt auch kurzfristige Maßnahmen notwendig, damit sich der Pflegemangel nicht weiter verschärft.