An welchen Merkmalen erkennt man ein gutes MBA-Programm?
von Prof. Dr. Patrick Da-Cruz, Studiengangleiter MBA Betriebswirtschaft für Ärztinnen und Ärzte, Hochschule Neu-Ulm, www.hs-neu-ulm.de
Fast alle Universitäten und sogar Fachhochschulen bieten inzwischen MBA-Programme an. Auch immer mehr Oberärzte spielen mit dem Gedanken, für diesen Zusatztitel noch einmal ein Studium aufzunehmen – manchmal auch, um auf der Karriereleiter einen Schritt nach oben zu kommen. Worauf sollten Oberärzte achten, die einen MBA-Titel erwerben möchten?
Wie können sich Ärzte in Management und BWL weiterbilden?
Es gibt viele Möglichkeiten für Ärzte, sich in den Bereichen Management und BWL weiterzubilden: Von der Volkshochschule bis zur amerikanischen Elite-Universität finden sich Anbieter, die spezifische Angebote für die Zielgruppe Ärzte unterbreiten. Die Kursdauer reicht von wenigen Tagen bis zu Programmen, die nach mehreren Semestern zu Abschlüssen wie dem Master of Science (M. Sc.) oder dem Master of Business Administration (MBA) führen. Staatlich – und idealerweise international – anerkannte Abschlüsse dokumentieren nachvollziehbar die erworbenen Kompetenzen des Absolventen.
Welche Rolle spielen MBA-Programme?
Beim MBA handelt es sich grundsätzlich um ein postgraduales generalistisches Management-Studium, das alle wesentlichen Managementfunktionen abdeckt. Die Zulassung zu einem MBA-Studium setzt meist einen ersten Hochschulabschluss und Berufserfahrung voraus – allerdings unterscheiden sich die Zulassungsvoraussetzungen je nach Programm teilweise deutlich.
Der Lehrplan von MBA-Programmen umfasst Kerndisziplinen der Betriebswirtschafts- bzw. Managementlehre – etwa Unternehmensführung, Finanzmanagement, Marketing und Personalmanagement. Im Bereich des Gesundheitswesens sollten zudem Inhalte aus der Volkswirtschaft (etwa Gesundheitsökonomie), dem Recht (Medizinrecht) und aus der IT (zum Beispiel Telemedizin) hinzukommen. Daneben sollten Grundzüge des QM, Kenntnisse des internationalen Gesundheitswesens und Schlüsselqualifikationen in Kommunikation, Mitarbeiterführung und Projektmanagement vermittelt werden.
Welche Charakteristika weisen gute MBA-Programme auf?
Zwischen den nachfolgenden Programmen kann unterschieden werden:
- Generalistische Ausrichtung ohne Branchenbezug
- Branchenspezifische Programme (MBA im Versicherungsmanagement)
- Auf Funktionen bezogene Programme (MBA im Personalmanagement)
- Zielgruppenspezifische MBA-Programme (MBA für Ärzte)
Zielgruppenspezifische MBA-Programme richten sich z. B. an Ärzte, die in Kliniken, Tageskliniken, MVZ oder Praxen tätig sind. Der Aufbau, die Dauer und die Gebühren sind sehr unterschiedlich. So finden sich MBA-Programme mit Wochenendblöcken, Blockwochen oder ohne größere Präsenzphasen im Fernstudium. Ergänzend gibt es oft E-Learning-Angebote, um orts- und zeitunabhängig zu lernen. MBA-Programme dauern meistens vier bis sechs Semester. Die Gebühren liegen an staatlichen Hochschulen etwa zwischen 12.000 und 20.000 Euro. Es gibt aber auch deutlich teurere Programme.
Welchen Nutzen bietet Oberärzten ein MBA-Programm?
In der beruflichen Praxis der Oberärzte erweist sich der MBA vielfach als Karrierebeschleuniger – sei es auf dem Weg zu einer Chefarzt-Position, aber auch bei der Erschließung neuer Beschäftigungsfelder, etwa als Unternehmensberater, im Medizincontrolling, in der Klinikgeschäftsführung, in der Lehre, bei Pharmafirmen und in der Medizinprodukte-Industrie. Schließlich bieten die Inhalte eines MBA-Programms auch eine gute Voraussetzung für den Schritt in die Selbstständigkeit.
Auswahl des MBA-Programms: Was ist wichtig?
Interessierte Oberärzte sollten darauf achten, dass das MBA-Programm akkreditiert ist. Damit wird die Qualität durch unabhängige Organe bescheinigt. Das Studium muss zudem mit der herausfordernden Kliniktätigkeit und der privaten Situation des Oberarztes vereinbar sein. Zudem sollte die zuständige Landesärztekammer die CME-Punkte des MBA-Programms anerkennen.
Richtiger Mix aus Hochschuldozenten und Praktikern
Zulassungsvoraussetzungen, Durchschnittsalter und Berufserfahrung geben wertvolle Hinweise zur Struktur der Programmteilnehmer. Bei den Lehrenden ist auf einen Mix aus Hochschuldozenten und Praktikern zu achten. Besonders wichtig ist auch der Zugang zu einem neuen Netzwerk sowie zu kontinuierlichen Angeboten für Absolventen („Lebenslanges Lernen“).
Preis und Qualität sollten korrelieren
Last but not least sollte der Preis des MBA-Programms in einer angemessenen Relation zur Qualität des Programms stehen. Die anbietende Hochschule sollte zudem Zugang zu aktuellem Know-how aus Forschung und Lehre besitzen, mit praxisorientierten Fallstudien arbeiten sowie ein aktives Netzwerk der Alumni vorweisen können.
Die Hochschule Neu-Ulm, an der der Verfasser das MBA-Programm für Ärzte aufgebaut hat, bietet z. B. einen MBA an, der speziell auf Ärzte zugeschnitten ist. Es ist besonders geeignet für Oberärzte, die sich verstärkt Managementaufgaben widmen oder ganz ins Management wechseln möchten.