Gesundheitspolitik

Krankenhausärzte: Die Lage in den Krankenhäusern spitzt sich zu

In den Krankenhäusern zeichnet sich eine Reihe von Verschlechterungen ab. Zu diesen Kernergebnissen kommt der 10. MLP Gesundheitsreport. Die repräsentative Bevölkerungs- und Ärztebefragung im Auftrag des Finanzdienstleisters MLP hat das Institut für Demoskopie Allensbach erstellt.

Mit 61 Prozent klagt eine deutlich gestiegene Mehrheit der Krankenhausärzte über fehlende Zeit für ihre Patienten (2016: 50 Prozent). Besonders betroffen sehen sich Assistenzärzte (67 Prozent). Rund die Hälfte der befragten Krankenhausärzte gibt an, auch mehr Patienten versorgen zu müssen. Der Personalengpass im Krankenhaus wird neben dem Ärztemangel auch an anderer Stelle befeuert: Die Besetzung offener Stellen mit Krankenschwestern oder -pflegern wird immer schwieriger – das bescheinigen mit 84 Prozent nochmals deutlich mehr Krankenhausärzte als vor drei Jahren (2016: 72 Prozent).

Die strukturellen Probleme zeichnen sich zunehmend auch in der wahrgenommenen Qualität der Versorgung in deutschen Krankenhäusern ab: Sie sei weniger oder gar nicht gut, urteilt inzwischen rund jeder fünfte Krankenhausarzt – 2016 war es nur knapp jeder zehnte. Für die jüngsten Reformmaßnahmen zur Steigerung der Qualität in Krankenhäusern sind mehr als 6 Milliarden Euro bis 2020 veranschlagt – gleichwohl gibt es deutlich mehr Krankenhausärzte, die die Reformmaßnahmen für wirkungslos halten (47 Prozent), als solche, die positive Auswirkungen wahrnehmen (37 Prozent). Weiterhin dominieren aus Sicht von drei Vierteln der Krankenhausärzte wirtschaftliche Aspekte das medizinisch Sinnvolle (2016: 77 Prozent).

Problematisch sind weiterhin die überfüllten Notaufnahmen: Von den befragten Krankenhausärzten hatten 75 Prozent häufig mit „Notfällen“ zu tun, die keine seien. Immerhin halten 64 Prozent dieses Problem aber auch für lösbar: 29 Prozent dieser Krankenhausärzte plädieren dafür, Gebühren von Patienten zu erheben, die ohne tatsächliche Dringlichkeit die Notaufnahme aufsuchen. Im Durchschnitt sehen die Befragten hier einen Betrag von 30 Euro pro Fall. Weitere 33 Prozent sind davon überzeugt, dass eine verbesserte Notfallversorgung auf Seiten der Niedergelassenen zu einer deutlichen Entlastung der Krankenhäuser führen würde.

Ärztemangel verschärft sich – besonders im Osten

Die Bevölkerung nimmt den Ärztemangel bereits deutlich wahr oder rechnet damit – im Osten (64 Prozent) nochmals stärker als im Westen (40 Prozent). 2016 war das Problem noch weniger präsent. Niedergelassene Ärzte erkennen ebenfalls eine Verschärfung des Ärztemangels: Vor drei Jahren sahen 60 Prozent diesen in der eigenen Region oder rechneten damit, 2019 ist der Wert auf 71 Prozent gestiegen.

Einen Nachfolger für die eigene Praxis zu finden, halten mit rund zwei Dritteln nochmals mehr Niedergelassene für schwierig oder sehr schwierig als noch vor drei Jahren (2016: 57 Prozent). Nur für ein gutes Drittel der Krankenhausärzte käme die Niederlassung infrage. Als Gründe dagegen führen die Ärzte insbesondere ihren Gesundheitszustand (17 Prozent), die eigene Fachrichtung (15 Prozent) und das finanzielle Risiko (10 Prozent) an. Für 69 Prozent der niedergelassenen Ärzte ist es zudem schwierig, geeignetes Personal für ihre Praxis zu finden (2016: 59 Prozent). Laut Arbeitsagentur ist rund jede zehnte Ausbildungsstelle für Arzt- und Praxishilfen unbesetzt.

Verschiedene Maßnahmen könnten helfen, die flächendeckende Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen. Finanzielle Anreize für Gemeinschaftspraxen im ländlichen Raum befürworten 88 Prozent der Ärzte. Zudem halten es 81 Prozent für sinnvoll, in strukturschwachen Regionen verstärkt medizinische Versorgungszentren zu gründen. Der wirtschaftliche Erfolg dieser Zentren hängt maßgeblich auch von differenzierten Daten und Analysen bei der Planung ab – davon ist eine große Mehrheit der Ärzte überzeugt (81 Prozent).

Der MLP Gesundheitsreport erscheint bereits zum zehnten Mal. Für die repräsentative Umfrage hat das Institut für Demoskopie Allensbach mehr als 1.200 Bundesbürger und über 500 Ärzte befragt.