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Lernen in den Wartezeiten: Die 1-Minuten-Fortbildung

Lernen in Minutenhäppchen – das ist das Konzept des One Minute Wonders (OMW – auch als 1-Minuten-Fortbildung bekannt): Fortbildungsposter werden überall dort aufgehängt, wo Mitarbeitende kurz warten müssen: am Blutgasanalysegerät, der Mikrowelle, am Fotokopierer etc.. Inzwischen hat sich ein OMW-Netzwerk gebildet, dessen Teilnehmer Themen und Poster austauschen. Vielleicht ist das ja auch etwas für Ihre Abteilung oder Klinik?

[!] Fortbildungen innerhalb von einer Minute – das ist das Konzept der One Minute Wonder. Aktuelle Themen aus der Pflege und Medizin werden kompakt auf eine DIN A4-Seite zusammengefasst, so dass jeder sich überall schnell informieren kann.

Die 1-Minuten-Fortbildung ist eine Idee von Schmidt & Krüger (2016), die auf das One-Minute-Wonder zurückgeht. Den Ursprung hat das Konzept des One Minute Wonders in Großbritannien, wo es 2014 erstmals publiziert wurde. Das Emergency Department des Queen Alexandra Hospitals in Portsmouth suchte nach einer Möglichkeit, Fortbildungen für jeden seiner Mitarbeiter zu ermöglichen. Zeitressourcen, Arbeitsaufwand und Wechselschichten machten es meist unmöglich, an Weiterbildungen teilzunehmen. Die Idee war, die Wartezeiten am Kaffeeautomaten, dem Aufzug, dem Blutgasanalysegerät etc. irgendwie sinnvoll nutzen zu können. Warum nicht Wissen innerhalb von einer Minute kompakt und verständlich weitergeben bzw. auffrischen? So entstand die Idee der One Minute Wonder.

Zwei Jahre später setzte das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen die neue Fortbildungsform das erste Mal ein. Mittlerweile gibt es ein Netzwerk verschiedener Einrichtungen, die das neue Konzept nutzen, vorwiegend Kliniken.

Die Fortbildungsposter sind knapp und vermitteln wesentliche Erkenntnisse, Wissen wird auf den Punkt gebracht. Die Fortbildungsinhalte sind auf einer Lerntafel zusammengefasst, die Lesezeit soll dabei ungefähr eine Minute betragen. In gewissen Abständen werden neue Lerntafeln ausgehängt, damit immer wieder neue Inhalte zur Verfügung stehen: Alle zwei bis sechs Wochen werden die Themen der Mini-Fortbildungen gewechselt. So kann eine ausreichende Durchdringung des Themas erreicht werden.

Diese „Mini-Fortbildungen“ werden an Orten platziert, an denen regelmäßig Wartezeiten entstehen, z.B. am Drucker, am Blutgasanalysegerät, an der Mikrowelle, am Fotokopierer, an der Kaffeemaschine etc. Die Mitarbeitenden können diese Zeit freiwillig nutzen, um die Inhalte des OMW zu lesen. Mittels OMW kann Wissen mit sehr kurzer Vorlaufzeit und mit geringen Kosten ans Team vermittelt werden.

Auch Mitarbeitende selbst tragen Inhalte für das OMW bei. Jeder, der Lust hat, kann ein Wonder erstellen. Es können alle Themen aus Medizin und Pflege aufgegriffen werden. Dazu zählen klinische und interprofessionelle Themen wie auch berufspolitische Themen.

Zudem stellen alle teilnehmenden Netzwerkpartner ihre Lerntafeln zum Austausch mit den anderen online. (Links auf die Angebote finden Sie am Ende des Artikels). So können auch interessante Themen anderer Einrichtungen verwendet werden – und ein gemeinsames Voneinander-Lernen entsteht.

OMW – erklärt auf einem OMW-Poster der Diakonie Erlangen
Wirkt die OMW überhaupt?

Im Frühjahr 2016 wurden die One Minute Wonder im Herz- und Diabetes­zentrum NRW in Bochum auf einer Intensivstation der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie das erste Mal eingesetzt. Eine abteilungsinterne Evaluation im Herbst 2016, mit Unterstützung von Studierenden der Hochschule Osnabrück, lieferte erste Daten zu der Methode: 44% der Befragten erinnerten sich in der Praxis an die Inhalte eines OMW. Dieselbe Menge gab auch an, dass ihnen diese Inhalte für ihr pflegerisches Handeln geholfen haben. Daraufhin wurde im Frühjahr 2017 ein hausinternes OMW-Netzwerk für alle Intensivstationen aufgebaut.

So wird’s gemacht
  • Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Auszubildende und StudentInnen sind eingeladen, 1-Minuten-Fortbildungen zu erstellen.
  • Als Daumenregel gilt am Uniklinikum Schleswig-Holstein: 1 Fortbildung wird mit 1 Stunde Arbeitszeit angerechnet.
  • Am Herz- und Diabeteszentrum NRW wird das
  • Angebot von zwei OMW-Beauftragen pro Abteilung betreut.
  • Es werden auf dem Server Vorlagen bereitgestellt, die schnell und einfach ausgefüllt werden können.
  • Bilder, Grafiken und humoristische Inhalte sollen die Lust aufs Lesen erhöhen und die Merkfähigkeit fördern.
  • Grundsätzlich sollen die Ideen für den Inhalt aus der Praxis kommen: Die Teammitglieder kennen ihre Wissenslücken und ihren Bedarf am besten.
  • Der Inhalt sollte in etwa einer Minute aufgenommen werden können.

 

[!] Wenn Sie ein eigenes OMW erstellen möchten, finden Sie hier ein paar Tipps:
1. Grenzen Sie das Thema bestmöglich ein – Lesbarkeit in 1 Minute
2. Vermeiden Sie zu viel Text
3. Benutzen Sie möglichst Bilder oder Graphiken, um Interesse beim Leser zu wecken
4. Achten Sie auf den Datenschutz – keine Patientendaten verwenden!
5. Verwenden Sie die einrichtungsinterne Vorlage
6. Quellen müssen auf der Rückseite festgehalten werden
7. Ideen sollten möglichst aus der Praxis kommen.
8. Alle Berufsgruppen können und sollen teilnehmen!
  • Lehnen T, Nydahl P, Krüger L. Evaluation der Einminutenfortbildung. Schnelle und effektive Wissensvermittlung. Pflegen Intensiv 2019;16(2): 48-50.
  • Schmidt, B. & Krüger, L. (2016): Lernen in einer Minute, intensiv 24 (5), 258-259.
  • Krüger, L. (2017): Wartezeiten sind sinnvoll – Erste Evaluation vom Einsatz des Fortbildungstools „One Minute Wonder“, intensiv 25 (5), 246-248.

Beispiele
https://www.uksh.de/krankenpflege/Pflegeforschung/1_Minuten_Fortbildung-p-738.html
http://omw.hdz-nrw.de/
https://www.diakonie-erlangen.de/ich-brauche-hilfe/hilfen-im-alter/seniorenheime-hospiz/hospiz-am-ohmplatz/one-minute-wonder/
https://www.muenchen-klinik.de/unternehmen/berufswelt-stellenmarkt/krankenpflege-jobs/entwicklung-weiterbildung/one-minute-wonder/
https://biak.med.uni-rostock.de/ueber-uns/zentrale-dienste/pflege-funktions-und-sozialdienst/bildungsakademie/fortbildung/one-minute-wonder-1