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Durchschnittliches Gehalt des Oberarztes stieg im Jahr 2015 auf 126.000 Euro

von Sylvia Löbach, Kienbaum Management Consultants GmbH, Gummersbach, www.kienbaum.de

Die Grundvergütung der Oberärzte ist von 2014 auf 2015 im Mittel um 2,7 Prozent gestiegen, das Jahreseinkommen lag bei 126.000 Euro. Es hat sich nur leicht erhöht – um 2.000 Euro im Jahr. Das Chefarztgehalt erhöhte sich hingegen um 3,7 Prozent, die Ärzte insgesamt verdienten 3,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Dies sind Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2015 „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten in Krankenhäusern“. Daten von 60 Kliniken mit Vergütungsinformationen zu 362 nichtärztlichen Fach- und Führungskräften und 923 Ärzten sind in die Studie eingeflossen.

Das Gehalt der Oberärzte im Vergleich

Wie die Tabelle mit dem Titel „Durchschnittliche Jahresgesamtvergütung“ zeigt, liegen Oberärzte mit ihrer Vergütung im Vergleich zu anderen Ärzten im Krankenhaus im Mittelfeld. Zwar verdienen Chefärzte mit durchschnittlich 279.000 Euro mehr als doppelt so viel wie Oberärzte. Hingegen liegen Oberärzte mit ihrer Vergütung rund 40.000 Euro jährlich über dem Betrag, der Fachärzten gezahlt wird. Ärzte in Weiterbildung verdienen im Durchschnitt 72.000 Euro jährlich – für Klinikärzte ein eher geringer Betrag, als akademischer Berufsanfänger jedoch ein stattliches Einkommen.

Wie die Übersicht auf der Folgeseite („Gesamtvergütung im Vergleich mit Wirtschaftsunternehmen“) verdeutlicht, ist die Vergütung der nichtärztlichen Fach- und Führungskräfte in Krankenhäusern im Vergleich zu anderen Branchen deutlich niedriger. So erhalten Geschäftsführer von Wirtschaftsunternehmen im Durchschnitt ein Jahreseinkommen von 366.000 Euro, während der Geschäftsleiter in der Klinik auf 185.000 Euro kommt.

Einflussfaktoren der Oberarztvergütung

Die Spannbreite der Jahresgesamtvergütung von Oberärzten reicht von unter 80.000 Euro bis über 250.000 Euro. Für die Höhe der Oberarztvergütung sind verschiedene Merkmale des Krankenhauses und des jeweiligen Positionsinhabers ausschlaggebend. Vergütungsrelevante Faktoren sind:

  • Größe der Klinik
  • Standort der Klinik
  • Positionszugehörigkeit des Oberarztes
  • Fachrichtung und Reputation des Oberarztes

Größe der Klinik

Ein Oberarzt in einem Krankenhaus mit bis zu 250 Beschäftigten verdient durchschnittlich 102.000 Euro – und damit rund drei Viertel seines Kollegen aus einem Haus mit mehr als 1.000 Beschäftigten. Dieser erhält insgesamt im Schnitt 134.000 Euro im Jahr.

Standort der Klinik

Unterschiede bestehen nach wie vor zwischen den alten und neuen Bundesländern: Oberärzte im Osten verdienen durchschnittlich 11 Prozent weniger als ihre Kollegen im Westen – bei freilich geringeren Lebenshaltungskosten.

Positionszugehörigkeit des Oberarztes

Oberärzte, die bis zu drei Jahre in dieser Position tätig sind, erhalten eine Jahresgesamtvergütung von durchschnittlich 125.000 Euro. Ihre Kollegen, die seit über 16 Jahren als Oberarzt tätig sind, erhalten 150.000 Euro. Der Unterschied ist dabei insbesondere auf den Erfahrungszuwachs zurückzuführen, der sich typischerweise auch in der Gehaltsentwicklung niederschlägt.

Fachrichtung und Reputation

Auch die Fachrichtung und die Reputation des Oberarztes haben einen erheblichen Einfluss auf seine Vergütungshöhe. Die höchsten Einkommen bei Oberärzten können Chirurgen und Internisten erzielen. Dabei reicht die Spanne bei den Chirurgen von 112.000 Euro (unteres Quartil) bis 158.000 Euro (oberes Quartil) – bei Internisten von 102.000 Euro bis 149.000 Euro.

  • Spannen der Jahresgesamtvergütung von Oberärzten nach Fachabteilungen (in Tsd. Euro)
Jahresgesamtvergütung
Chirurgie
Innere Medizin
Gynäkologie
Pädiatrie
Anästhesie/
Intensivmedizin
Radiologie
unteres Quartil 112 102 106 107 104 92
Median 128 130 120 118 122 106
oberes Quartil 158 149 156 136 135 136
Durchschnitt 141 135 135 127 123 115

 

Variable Vergütung von Oberärzten

Im Gegensatz zu den Chefärzten macht für die Oberärzte die variable Vergütung keinen hohen Anteil an den Jahresgesamtgehältern aus: Er liegt im Schnitt bei 9 Prozent. Bei Chefärzten beträgt der variable Anteil 36 Prozent. Insgesamt erhielten 84 Prozent der Oberärzte und 99 Prozent der Chefärzte eine variable Vergütung. Oberärzte erhalten meist eine Beteiligung an den Liquidationseinkünften der Chefärzte, gefolgt von der Bonusvereinbarung.

Während die Einnahmen aus der Beteiligung an der Privatliquidation der Chefärzte oder der Beteiligungsvergütung vor allem auf wahlärztlichen Leistungen basieren, ist die variable Vergütung bei der Bonusvereinbarung von unterschiedlichen Kriterien abhängig. Die Ziele können entweder quantitativ (z. B. Fallzahlen, Patientenbelegung, Betriebsergebnis) oder qualitativ (z. B. Qualität erbrachter Leistungen oder Patientenzufriedenheit) sein. Zu empfehlen sind Bonusvereinbarungen, die einen ausgewogenen Mix aus quantitativen und qualitativen Kriterien enthalten. So können Zielvereinbarungen Krankenhäuser wirksam steuern, ohne dass dabei die fachliche Leistungsqualität oder die Mitarbeiterführung zu kurz kommen.

  • Variable Vergütung nach Gestaltungsform (in Tsd. Euro)
Beteiligung an den Privatliquidationen des Chefarztes
Beteiligungsvergütung
Bonusvereinbarung
Kombinationen
insgesamt
unteres Quartil 6 5 6 3 4
Median 8 9 11 6 9
oberes Quartil 14 14 22 19 17
Durchschnitt 9 12 16 12 13