Familienplanung und Kinderbetreuung: nach wie vor zentrale Karrierehindernisse für Ärztinnen
Familienplanung und Kinderbetreuung sind nach wie vor zentrale Karrierehindernisse für Frauen in der Medizin. Das bestätigt auch eine Studie der Österreichischen Ärztekammer. Auch zu wenig Förderung durch Vorgesetzte bzw. in der Turnusausbildung sowie die Bevorzugung von Männern im beruflichen Alltag behindern die Karriere – wobei dabei auch Männer-Netzwerke ein Thema sind.
Für die Studie wurden 2.497 österreichische Ärztinnen (= 11,3 Prozent der Grundgesamtheit von ca. 22.050 Ärztinnen) online befragt.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird mit einem Mittelwert von 3,2 „nur sehr mäßig“ beurteilt. 67 Prozent der Ärztinnen, die Kinder haben, haben den Großteil der Kinderbetreuung selbst übernommen, nur bei 6 Prozent hat dies der Partner getan. Karriereeinbußen werden damit einhergehend vorwiegend bei Frauen geortet.
Ärztinnen in der Klinik sind unzufriedener
Insgesamt sind 75 Prozent der Ärztinnen mit ihrer Karriereentwicklung (sehr) zufrieden (26 bzw. 49 Prozent). Diesem an sich erfreulichen Wert stehen aber immerhin 23 Prozent der Befragten gegenüber, die unzufrieden mit ihrer Karriereplanung sind – wobei auffällig ist, dass dies vor allem Ärztinnen in der Klinik betrifft: 30 bzw. 26 Prozent der in Ausbildung stehenden bzw. danach im Spital tätigen Ärztinnen gaben an, unzufrieden mit ihrer Karriereentwicklung zu sein, während es bei den niedergelassenen Allgemeinmedizinerinnen bzw. Fachärztinnen lediglich 13 bzw. 9 Prozent waren. 33 Prozent der Ärztinnen sind nicht in dem Fachbereich tätig, auf den sie sich ursprünglich spezialisieren wollten, bei 42 Prozent von ihnen war die Familienplanung ausschlaggebend dafür.
[!] Das bei Weitem am häufigsten genannte Karrierehindernis waren die Familienplanung und Kinderbetreuung: Fast zwei Drittel aller Ärztinnen in Österreich (61 Prozent) sehen diese Parameter als Grund dafür, beruflich nicht entsprechend weiterzukommen.
Danach folgen mit jeweils ähnlichen Werten: zu wenig Förderung durch Vorgesetzte (37 Prozent), zu wenig Förderung in der Turnusausbildung in relevanten Wissensbereichen (32 Prozent), die Bevorzugung von Männern bei interessanten Jobs bzw. Führungspositionen (31 Prozent) sowie der Umstand, dass Ärztinnen generell weniger zugetraut wird als Ärzten (30 Prozent, Mehrfachnennungen möglich).
Auch interessant: Immerhin jede vierte Ärztin vermisst ein ausreichendes berufliches Netzwerk. Und insgesamt 74 Prozent meinen, dass Männer im Arztberuf über bessere Netzwerke verfügen und sich gegenseitig stärker zu interessanten Jobs verhelfen als Frauen.
Nicht einmal jede vierte Ärztin (23 Prozent) glaubt, dass Frauen in ihrer Karriere von Vorgesetzten bzw. Kolleginnen und Kollegen gleichermaßen unterstützt werden wie Männer. 66 Prozent sind der Meinung, dass Männer mehr unterstützt werden. Dass Frauen in ihrer Karriereplanung mehr unterstützt werden als ihre männlichen Kollegen, hat übrigens kaum eine der 2.497 befragten Ärztinnen angegeben (unter 1 Prozent).
Frauenfeindliches Verhalten ist (auch) im medizinischen Bereich ein Problemthema, auch wenn sexuelle Übergriffe die absolute Ausnahme sind: Meist handelt es sich um geringschätzige und/oder anzügliche Bemerkungen, die von einer Mehrheit der Ärztinnen erlebt oder beobachtet werden.