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Vergütungsreport 2018: Oberarztgehälter im Fokus

Die Grundvergütung der Oberärzte ist von 2017 auf 2018 um durchschnittlich 2,8 Prozent gestiegen, die der Chefärzte ebenfalls und die der Ärzte insgesamt um 3,2 Prozent. Das durchschnittliche Jahresgesamtgehalt der Oberärzte lag in 2018 bei 133.000 Euro im Vergleich zu 131.000 Euro im Vorjahr.

Diese Zahlen sind Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2018 „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten in Krankenhäusern“, in den die Daten von 135 Krankenhäusern mit Vergütungsinformationen zu 624 nichtärztlichen Funktionen und 2 306 Ärzten eingeflossen sind.

Das Gehalt der Oberärzte im Vergleich

Im Vergleich zu anderen Ärzten im Krankenhaus liegt die Vergütung der Oberärzte im Mittelfeld. Allerdings verdienen Chefärzte mit durchschnittlich 292.000 Euro mehr als doppelt so viel wie Oberärzte. Im Vergleich zu anderen Branchen ist die Vergütung in Krankenhäusern deutlich niedriger.

Abbildung 1: Durchschnittliche Jahresgesamtvergütung (in Tsd. Euro)

Einflussfaktoren der Oberarztvergütung

Die Spannbreite der Jahresgesamtvergütung von Oberärzten reicht von unter 80.000 Euro bis über 250.000 Euro. Für die Höhe der Oberarztvergütung sind verschiedene Merkmale des Krankenhauses und des jeweiligen Positionsinhabers ausschlaggebend. Vergütungsrelevante Faktoren sind – neben Größe und Standort der Klinik – die Positionszugehörigkeit, Fachrichtung und Reputation des Oberarztes.

Ein Oberarzt in einem Krankenhaus mit bis zu 250 Beschäftigten verdient durchschnittlich 126.000 Euro und damit nur 90 Prozent von dem, was sein Kollege in einem Haus mit mehr als 2.000 Beschäftigten erhält: Dieser kommt auf durchschnittlich 140.000 Euro im Jahr. Große Vergütungsunterschiede bestehen nach wie vor zwischen alten und neuen Bundesländern. Oberärzte in den neuen Bundesländern verdienen durchschnittlich 13 Prozent weniger als Ihre Kollegen aus den alten Bundesländern. In den letzten Jahren ist aber eine Annäherung der Einkommen festzustellen.

Positionszugehörigkeit des Oberarztes

Oberärzte, die bis zu drei Jahren in dieser Position tätig sind, erhalten eine Jahresgesamtvergütung von durchschnittlich 128.000 Euro, Kollegen, die seit über 20 Jahren als Oberarzt tätig sind, erhalten 158.000 Euro. Der Unterschied ist dabei insbesondere auf den Erfahrungszuwachs zurückzuführen, der sich typischerweise auch in der Gehaltsentwicklung niederschlägt.

Fachrichtung und Reputation

Auch die Fachrichtung und die Reputation der Oberärzte haben einen erheblichen Einfluss auf die Vergütungshöhe. Die höchsten Einkommen bei Oberärzten können Chirurgen und Internisten realisieren. Dabei reicht die Spanne bei den Chirurgen von 117.000 Euro (unteres Quartil) bis 169.000 Euro (oberes Quartil) und bei den Internisten von 104.000 Euro bis 156.000 Euro.

Variable Vergütung von Oberärzten

Im Gegensatz zu den Chefärzten macht für die Oberärzte die variable Vergütung keinen hohen Anteil an den Jahresgesamtgehältern aus: Der variable Anteil an der Jahresgesamtvergütung liegt bei ihnen bei durchschnittlich 9 Prozent, der der Chefärzte dagegen bei 38 Prozent.

Insgesamt erhielten 78 Prozent der Oberärzte und 96 Prozent der Chefärzte eine variable Vergütung. Bei den Gestaltungsformen überwiegt bei den Oberärzten die Beteiligung an den Liquidationseinkünften der Chefärzte, gefolgt von der Bonusvereinbarung.

Während die Einnahmen aus der Beteiligung an den Privatliquidationen der Chefärzte oder der Beteiligungsvergütung im Wesentlichen auf der Abrechnung wahlärztlicher Leistungen basieren, ist bei der Bonusvereinbarung die variable Vergütung von unterschiedlichen Kriterien abhängig. Die zu erreichenden Ziele können entweder quantitativ (z.B. Fallzahlen, Patientenbelegung, Betriebsergebnis) oder qualitativ (z. B. Qualität erbrachter Leistungen oder Patientenzufriedenheit) sein. Als empfehlenswert erweisen sich Bonusvereinbarungen, die einen ausgewogenen Mix aus quantitativen und qualitativen Kriterien enthalten. So können Zielvereinbarungen als ein wirksames Instrument zur Steuerung der Krankenhäuser eingesetzt werden, ohne dass dabei die fachliche Leistungsqualität oder die Mitarbeiterführung zu kurz kommen.

Nebentätigkeiten

25 Prozent der Oberärzte haben eine Erlaubnis zur Ausübung von Nebentätigkeiten, aber nur 82 Prozent davon beziehen hieraus auch ein Einkommen. Im Durchschnitt erreichen Oberärzte 7.000 Euro jährlich aus Nebentätigkeiten.

Ruf- und Bereitschaftsdienste

76 Prozent der Oberärzte leisten monatliche Rufdienste und 26 Prozent monatliche Bereitschaftsdienste. Die durchschnittliche Dauer der Rufbereitschaft beträgt im Monat 108 Stunden. Die Einsatzzeiten liegen im Durchschnitt bei 22 Stunden im Monat. Die Bereitschaftsdienste der Oberärzte belaufen sich im Monat auf durchschnittlich 33 Stunden, in denen Einsatzzeiten von 14 Stunden anfallen. Die Vergütung der Rufbereitschaft beträgt durchschnittlich 17.000 Euro im Jahr und für ihre Bereitschaftsdienste erhalten die Oberärzte durchschnittlich 7.000 Euro jährlich.

Dieser Artikel basiert – soweit nicht anders ausgewiesen – auf dem Kienbaum-Vergütungsreport „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten 2018“. Neben der Vergütung von nichtärztlichen Führungs- und Fachkräften wird ausführlich die Vergütungssituation von Ärzten beschrieben. An der Auswertung beteiligten sich 135 Krankenhäuser. In die Auswertung wurden die Vergütungsinformationen von 624 nichtärztlichen Funktionen sowie 2 306 Ärzten einbezogen.