Durchschnittliches Gesamtgehalt des Oberarztes 2014 auf 124.000 Euro gestiegen
von Sylvia Löbach, Kienbaum Management Consultant GmbH,Gummersbach,
Das durchschnittliche Gesamtgehalt der Oberärzte lag im Jahr 2014 bei 124.000 Euro. Im Vergleich dazu verdienten sie im Vorjahr im Mittel 120.000 Euro. Die Grundvergütung der Oberärzte stieg von 2013 auf 2014 im Schnitt um 2,3 Prozent, die der Chefärzte um 2,5 Prozent und die der Ärzte insgesamt um 2,9 Prozent. Dies sind Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2014 „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten in Krankenhäusern“. Darin wurden Daten von 100 Krankenhäusern mit Vergütungsinformationen zu 599 nichtärztlichen Funktionen und 1.988 Ärzten erhoben.
Das Gehalt der Oberärzte im Vergleich
Im Vergleich zu anderen Ärzten im Krankenhaus liegt die Vergütung der Oberärzte im Mittelfeld. Allerdings verdienen Chefärzte mit durchschnittlich 280.000 Euro mehr als doppelt so viel wie Oberärzte. Hingegen liegen Fachärzte mit 84.000 Euro und Ärzte in Weiterbildung mit 67.000 Euro mit ihrem Einkommen deutlich unter den Oberärzten.
Die Spannbreite der Jahresgesamtvergütung von Oberärzten reicht von unter 80.000 Euro bis über 250.000 Euro. Für die Höhe der Oberarztvergütung sind verschiedene Merkmale des Krankenhauses und des jeweiligen Positionsinhabers ausschlaggebend. Vergütungsrelevante Faktoren sind:
- Größe der Klinik
- Standort der Klinik
- Positionszugehörigkeit des Oberarztes
- Fachrichtung und Reputation des Oberarztes
Größe des Krankenhauses
Ein Oberarzt in einem Krankenhaus mit bis zu 250 Beschäftigten verdient durchschnittlich 111.000 Euro, der Kollege in einem Haus mit mehr als 1.000 Mitarbeitern kommt auf 137.000 Euro im Jahr – 23,4 Prozent mehr.
Standort des Krankenhauses
Große Vergütungsunterschiede bestehen nach wie vor zwischen den alten und den neuen Bundesländern. Oberärzte im Osten verdienen durchschnittlich 11 Prozent weniger als ihre Kollegen in den alten Bundesländern – freilich bei immer noch zum Teil deutlich geringeren Lebenshaltungskosten. In den letzten Jahren ist aber eine Annäherung der Einkommen festzustellen.
Positionszugehörigkeit des Oberarztes
Oberärzte, die bis zu drei Jahre in dieser Position tätig sind, erhalten eine Jahres-Gesamtvergütung von durchschnittlich 121.000 Euro – Kollegen, die seit über 16 Jahren als Oberarzt tätig sind, erhalten 136.000 Euro. Der Unterschied ist dabei insbesondere auf den Erfahrungszuwachs zurückzuführen, der sich typischerweise auch in der Gehaltsentwicklung niederschlägt.
Fachrichtung und Reputation
Auch die Fachrichtung und die Reputation des Oberarztes haben einen erheblichen Einfluss auf die von ihm erreichbare Vergütungshöhe. Die höchsten Einkommen können Oberärzte der Fachrichtungen Chirurgie und Innere Medizin realisieren: Dabei reicht die Spanne von 108.000 Euro (unteres Quartil) bis 154.000 Euro (oberes Quartil) bei den Chirurgen und von 99.000 Euro bis 151.000 Euro bei den Internisten.
Gehalts-Ranking der Oberärzte nach Fachrichtung
Die nachfolgende Tabelle zeigt das Gehalts-Ranking von Oberärzten mit den Fachrichtungen Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie, Pädiatrie, Anästhesie/Intensivmedizin und Radiologie. Während bei der Vergütung die Chirurgen noch vor den Internisten liegen, kehrt sich dies beim Median um: Hier liegen Internisten mit 130.000 vor Chirurgen mit 124.000 Euro.
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Jahres-Gesamtvergütung |
Chirurgie |
Innere Medizin |
Gynäkologie |
Pädiatrie |
Anästhesie/ |
Radiologie |
Unteres Quartil |
108
|
99
|
101
|
109
|
95
|
85
|
Median |
124
|
130
|
118
|
117
|
118
|
99
|
Oberes Quartil |
154
|
151
|
154
|
136
|
135
|
133
|
Durchschnitt |
137
|
132
|
131
|
126
|
121
|
111
|
Praxishinweis | Der Median entspricht in diesem Fall derjenigen Vergütung, die ein Oberarzt erhält, der genau an der mittleren Stelle der Einkommensrangfolge aller Oberärzte steht. Gerade bei Statistiken zur Einkommensverteilung ist der Median häufig aussagekräftiger als der Durchschnitt, da „Ausreißer“ die Statistik weniger verzerren.
Variable Vergütung von Oberärzten
Im Gegensatz zu Chefärzten macht für Oberärzte die variable Vergütung keinen hohen Anteil an den Jahres-Gesamtgehältern aus: Der variable Anteil beträgt bei ihnen durchschnittlich 10 Prozent, der der Chefärzte liegt dagegen bei 45 Prozent. Insgesamt erhielten 82 Prozent der Oberärzte und 97 Prozent der Chefärzte eine variable Vergütung. Bei den Gestaltungsformen überwiegt bei den Oberärzten die Beteiligung an den Liquidationseinkünften der Chefärzte, gefolgt von der Bonusvereinbarung.
Während die Einnahmen aus der Beteiligung an den Privatliquidationen der Chefärzte oder der Beteiligungsvergütung im Wesentlichen auf der Abrechnung wahlärztlicher Leistungen basieren, ist bei der Bonusvereinbarung die variable Vergütung von unterschiedlichen Kriterien abhängig. Die zu erreichenden Ziele können entweder quantitativ sein (zum Beispiel Fallzahlen, Patientenbelegung und Betriebsergebnis) oder qualitativ (etwa Qualität erbrachter Leistungen oder Patientenzufriedenheit).
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||||
Beteiligung an den Privatliquidationen des Chefarztes |
Beteiligungsvergütung |
Bonusvereinbarung |
Kombinationen |
|
Unteres Quartil |
6
|
4
|
5
|
2
|
Median |
9
|
8
|
11
|
12
|
Oberes Quartil |
18
|
13
|
16
|
22
|
Durchschnitt |
11
|
12
|
14
|
15
|
Praxishinweis | Zu empfehlen sind Bonusvereinbarungen, die einen ausgewogenen Mix aus quantitativen und qualitativen Kriterien enthalten: So können Zielvereinbarungen als ein wirksames Instrument zur Steuerung der Krankenhäuser eingesetzt werden, ohne dass dabei die fachliche Leistungsqualität oder die Mitarbeiterführung zu kurz kommen.
Nebentätigkeiten
27 Prozent der Oberärzte haben eine Nebentätigkeits-Erlaubnis, 83 Prozent davon beziehen hieraus tatsächlich auch ein Einkommen. Im Durchschnitt erreichen Oberärzte 8.000 Euro jährlich aus Nebentätigkeiten.
Ruf- und Bereitschaftsdienste
76 Prozent der Oberärzte leisten monatlich Rufdienste und 21 Prozent monatlich Bereitschaftsdienste. Die durchschnittliche Dauer der Rufbereitschaft beträgt 106 Stunden pro Monat. Die Einsatzzeiten liegen im Durchschnitt bei 22 Stunden monatlich. Die Bereitschaftsdienste von Oberärzten belaufen sich im Monat auf durchschnittlich 32 Stunden, in denen Einsatzzeiten von 19 Stunden anfallen. Die Vergütung der Rufbereitschaft beträgt durchschnittlich 15.000 Euro im Jahr; hingegen erhalten Oberärzte für ihre Bereitschaftsdienste im Schnitt lediglich 6.000 Euro jährlich.