Oberarztvergütung im Fokus
von Sylvia Löbach, Kienbaum Management Consultants GmbH, Gummersbach, www.kienbaum.de
Die Grundvergütung der Oberärzte ist von 2015 auf 2016 um durchschnittlich 3,0 Prozent gestiegen, die der Chefärzte um 2,8 Prozent und die der Ärzte insgesamt um 3,3 Prozent. Das durchschnittliche Jahresgesamtgehalt der Oberärzte lag in 2016 bei 130.000 Euro im Vergleich zu 126.000 Euro im Vorjahr. Dies sind Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2016 „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten in Krankenhäusern“, in den die Daten von 125 Krankenhäusern mit Vergütungsinformationen zu 626 nicht-ärztlichen Funktionen und 2.107 Ärzten eingeflossen sind.
Das Gehalt der Oberärzte im Vergleich
Wie die Tabelle mit dem Titel „Durchschnittliche Jahresgesamtvergütung“ zeigt, liegen Oberärzte mit ihrer Vergütung im Vergleich zu anderen Ärzten im Krankenhaus im Mittelfeld. Zwar verdienen Chefärzte mit durchschnittlich 285.000 Euro mehr als doppelt so viel wie Oberärzte.
Hingegen liegen Oberärzte mit ihrer Vergütung um 41.000 Euro jährlich über dem Betrag, der Fachärzten gezahlt wird. Ärzte in Weiterbildung verdienen im Durchschnitt 74.000 Euro jährlich – für Klinikärzte ein eher geringer Betrag, als akademischer Berufsanfänger jedoch ein stattliches Einkommen.
Wie die Übersicht auf der Folgeseite („Vergleich mit Wirtschaftsunternehmen“) verdeutlicht, ist die Vergütung der nicht-ärztlichen Fach- und Führungskräfte in Krankenhäusern im Vergleich zu anderen Branchen deutlich niedriger. So erhalten Geschäftsführer von Wirtschaftsunternehmen im Durchschnitt ein Jahreseinkommen von 357.000 Euro, während der Geschäftsleiter in der Klinik auf 194.000 Euro kommt. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass die Klinikleiter ihr Durchschnittseinkommen im vergangenen Jahr von 185.000 auf 194.000 Euro steigern konnten.
Einflussfaktoren der Oberarztvergütung
Die Spannbreite der Jahresgesamtvergütung von Oberärzten reicht von unter 80.000 Euro bis über 250.000 Euro. Für die Höhe der Oberarztvergütung sind verschiedene Merkmale des Krankenhauses und des jeweiligen Positionsinhabers ausschlaggebend. Vergütungsrelevante Faktoren sind:
- Größe der Klinik
- Standort der Klinik
- Positionszugehörigkeit des Oberarztes
- Fachrichtung und Reputation des Oberarztes
Größe der Klinik
Ein Oberarzt in einem Krankenhaus mit bis zu 250 Beschäftigten verdient durchschnittlich 119.000 Euro und damit 88 Prozent von dem, was sein Kollege in einem Haus mit mehr als 2.000 Beschäftigten erhält: Dieser kommt auf durchschnittlich 136.000 Euro im Jahr.
Standort der Klinik
Vergütungsunterschiede bestehen nach wie vor zwischen den alten und neuen Bundesländern. Oberärzte im Osten verdienen durchschnittlich 12 Prozent weniger als ihre Kollegen im Westen – bei geringeren Lebenshaltungskosten.
Positionszugehörigkeit des Oberarztes
Oberärzte, die bis zu drei Jahren in dieser Position tätig sind, erhalten eine Jahresgesamtvergütung von durchschnittlich 128.000 Euro, Kollegen, die seit über 20 Jahren als Oberarzt tätig sind, erhalten 147.000 Euro. Der Unterschied ist dabei insbesondere auf den Erfahrungszuwachs zurückzuführen, der sich typischerweise auch in der Gehaltsentwicklung niederschlägt.
Fachrichtung und Reputation
Auch die Fachrichtung und die Reputation der Oberärzte haben einen erheblichen Einfluss auf die Vergütungshöhe. Die höchsten Einkommen bei Oberärzten können Chirurgen und Gynäkologen realisieren. Dabei reicht die Spanne bei den Chirurgen von 113.000 Euro (unteres Quartil) bis 156.000 Euro (oberes Quartil), und bei den Gynäkologen von 109.000 Euro bis 156.000 Euro.
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Gesamtvergütung p.a. |
Chirurgie |
Innere Medizin |
Gynäkologie |
Pädiatrie |
Anästhesie/ Intensivmedizin |
Radiologie |
unteres Quartil | 113.000 | 102.000 | 109.000 | 98.000 | 100.000 | 93.000 |
Median | 125.000 | 129.000 | 121.000 | 121.000 | 121.000 | 108.000 |
oberes Quartil | 156.000 | 147.000 | 156.000 | 132.000 | 137.000 | 131.000 |
Durchschnitt | 142.000 | 133.000 | 134.000 | 123.000 | 123.000 | 115.000 |
Variable Vergütung von Oberärzten
Im Gegensatz zu Chefärzten macht für Oberärzte die variable Vergütung keinen hohen Anteil an den Jahresgesamtgehältern aus: Der variable Anteil an der Jahresgesamtvergütung liegt bei ihnen bei durchschnittlich 9 Prozent, der der Chefärzte dagegen bei 38 Prozent. Insgesamt erhielten 84 Prozent der Oberärzte und 99 Prozent der Chefärzte eine variable Vergütung. Bei den Gestaltungsformen überwiegt bei den Oberärzten die Beteiligung an den Liquidationseinkünften der Chefärzte, gefolgt von der Bonusvereinbarung.
Während die Einnahmen aus der Beteiligung an den Privatliquidationen der Chefärzte oder der Beteiligungsvergütung meist auf der Abrechnung wahlärztlicher Leistungen basieren, ist bei der Bonusvereinbarung die variable Vergütung von unterschiedlichen Kriterien abhängig. Die zu erreichenden Ziele können entweder quantitativ (z. B. Fallzahlen, Patientenbelegung, Betriebsergebnis) oder qualitativ (z. B. Qualität erbrachter Leistungen oder Patientenzufriedenheit) sein. Zu empfehlen sind Bonusvereinbarungen, die einen ausgewogenen Mix aus quantitativen und qualitativen Kriterien enthalten. So können Zielvereinbarungen als ein wirksames Instrument zur Steuerung der Krankenhäuser eingesetzt werden, ohne dass dabei die fachliche Leistungsqualität oder die Mitarbeiterführung zu kurz kommen.
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Beteiligung an den Privatliquidationen des Chefarztes |
Beteiligungs-vergütung |
Bonus-vereinbarung |
Kombinationen |
insgesamt |
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unteres Quartil | 5.000 | – | 3.000 | 3.000 | 3.000 |
Median | 8.000 | – | 10.000 | 6.000 | 8.000 |
oberes Quartil | 13.000 | – | 19.000 | 19.000 | 16.000 |
Durchschnitt | 12.000 | – | 14.000 | 11.000 | 13.000 |