Bedeutender Beitrag zum Verständnis von Impfkomplikationen durch AstraZeneca-Vakzin
Ein Greifswalder Forscherteam fand die Ursache für die Entstehung von Sinusthrombosen und leistet einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis von Impfkomplikationen durch AstraZeneca-Vakzin. Mit der Entdeckung des „VITT-Syndroms“ und den Folgeergebnissen konnten schwere Komplikationsraten um mehr als 90 Prozent gesenkt werden. Das Forschungsergebnis ist insbesondere für Länder von Relevanz, die ausschließlich über den AstraZeneca-Impfstoff verfügen. Jetzt wurden die Mediziner mit dem Virchowpreis des Aktionsbündnisses Thrombose geehrt.
Der diesjähige Virchowpreis geht an Prof. Andreas Greinacher, Leiter der Abteilung Transfusionsmedizin am Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald. Er erhält den mit 2.500 Euro dotierten Preis für seine Entdeckung des „VITT-Syndroms – der Vakzine-induzierten immunogenen thrombotischen Thrombozytopenie (VITT)“. Es beschreibt einen Mechanismus, der an eine Heparin-induzierte Thrombozytopenie mit Antikörperbildung gegen Plättchenfaktor 4 (PF4) erinnert, aber mit dieser nicht identisch ist.
Die Greifswalder Untersuchungen zeigen, dass ein Eiweiß von Blutplättchen, der Plättchenfaktor 4 (PF4), mit Bestandteilen des Impfstoffs interagiert. Das dadurch veränderte PF4 wird von Antikörper-bildenden Zellen des Immunsystems erkannt und diese Zellen beginnen dann, Antikörper gegen das körpereigene Eiweiß zu bilden. Die Folge: In einigen seltenen Fälle kam es zu Verklumpungen im Blut der Geimpften und löste eine Hirnvenenthrombose aus.
Die Wissenschaftler präsentierten parallel zu dem Forschungsergebnis die medizinisch-positive Nachricht: Die Antikörper verschwinden innerhalb von drei Monaten. Die Betroffenen können gefahrlos ein zweites Mal geimpft werden, ohne dass die Antikörper wieder gebildet werden und diese eine gefährliche Sinusthrombose fürchten müssen.
Die prämierte Arbeit wurde Anfang April 2021 im New England Journal of Medicine veröffentlicht, nur zwei Wochen nachdem die ersten Patienten mit VITT beobachtet wurden. Dies zeigt die Schnelligkeit, mit der die Arbeitsgruppe das Problem gelöst hat. Folgeergebnisse der Arbeitsgruppe von Andreas Greinacher wurden in der Zwischenzeit in zwei weiteren Arbeiten im New England Journal of Medicine veröffentlicht und in der letzten Woche eine zusammenfassende Arbeit mit der Aufklärung des Pathomechanismus in der Zeitschrift Blood.