Immuntherapie: Pembrolizumab eröffnet erstmals Chance auf Heilung bei fortgeschrittenem Mundhöhlenkrebs
Unklare weißliche oder rötliche Flecken in der Mundschleimhaut können frühe Warnzeichen für Mundhöhlenkrebs sein – eine Erkrankung, an der in Deutschland laut Zahlen des Robert Koch-Institutes rund 13.000 Menschen jährlich neu erkranken. Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) weist darauf hin, dass eine neue internationale Studie erstmals zeigt, dass der Immuntherapie-Wirkstoff Pembrolizumab auch für Patienten mit Mundkrebs in fortgeschrittenen Krankheitsstadien Heilungschancen eröffnen kann. Das Medikament ist jetzt für die Therapie lokal begrenzter Tumoren in der Mundhöhle auch zugelassen und wird von den Kassen übernommen.
Mundhöhlenkrebs äußert sich häufig durch anhaltende Schleimhautveränderungen wie weiße oder rote Flecken – diese Zeichen sollten besonders ernst genommen werden, wenn sie länger als zwei Wochen bestehen und nicht abheilen. „Je früher ein Tumor erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Im Frühstadium lässt sich Mundhöhlenkrebs durch eine Operation oft vollständig entfernen, mit einer Überlebensrate von mehr als 90 Prozent“, betont Prof.Dr.med. Dr.med.dent. Urs Müller-Richter, Oberarzt am Universitätsklinikum Würzburg.
Zulassung jetzt auch für lokal fortgeschrittene Tumorstadien
Bislang war Pembrolizumab in Deutschland vor allem für Patienten zugelassen, die bereits operiert und/oder bestrahlt worden waren oder für die solche Behandlungen nicht mehr infrage kamen – eine Situation, die meist einem weit fortgeschrittenen Krankheitsstadium entsprach.Mit der neuen positiven Nutzenbewertung der deutschen Arzneimittelbehörde vom 27. Oktober 2025 ist Pembrolizumab nun auch für die Behandlung von lokal fortgeschrittenem, aber noch heilbarem Kopf-Hals-Karzinom – einschließlich Mundhöhlenkrebs – zugelassen. Nicht zugelassen ist Pembrolizumab hingegen für sehr frühe Tumorstadien, in denen eine alleinige Operation ausreicht und die Gabe des immunonkologischen Medikaments weder notwendig noch sinnvoll wäre.
Krankenkassen übernehmen Kosten für Pembrolizumab
Die Kostenübernahme für Pembrolizumab durch die gesetzlichen Krankenkassen ist für die neu zugelassene Indikation gewährleistet. Gleichzeitig gilt die Behandlung als vergleichsweise gut verträglich. Insgesamt zeigen Studien, dass Pembrolizumab deutlich besser verträglich ist als herkömmliche platinbasierte Chemotherapien.
Hintergrund
Wie hoch ist das Risiko einer malignen Transformation bei oralen Präkanzerosen über längere Zeiträume?
In einer Analyse von 1535 Personen mit oralen Präkanzerosen entwickelten 4,7% einen bösartigen Tumor – 3,6% in den ersten fünf Jahren und 1,1% danach. Leukoplakien zeigten mit 13% die höchste Transformationsrate, gefolgt von Lichen planus mit 6%. [2]
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- [1] Uppaluri R et al. KEYNOTE-689 Investigators. Neoadjuvant and Adjuvant Pembrolizumab in Locally Advanced Head and Neck Cancer. N Engl J Med. 2025 Jul 3;393(1):37-50. https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2415434.
- [2] Palatnik B et al. Longitudinal Analysis of Oral Potentially Malignant Disorder Conversion to Malignancy. The Laryngoscope 2025; https://doi.org/10.1002/lary.70199